Die Vorherrschaft des Autos beenden
 
 
Global denken - lokal handeln
 
Editorial  
               
 

7.1.2009 /18.4.2009
Das Linke und die globale Gerechtigkeit
oder: "Soll das Auto Luxus werden?"

von Frank Mankyboddle

Am Ende des ersten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends träumen wir. Viele träumen sanft von alten Zeiten. Die Meisten träumen dass alles irgendwie so weiter gehen wird wie sie es in ihrem Leben kennen gelernt haben. Anspruchsvolle träumen von einer erneuten "Wende", dieses mal zur globalen "Nachhaltigkeit". Linke träumen offiziell von der sozialen Gerechtigkeit, und wenn sie es damit ehrlich meinen, dann meinen sie damit eine globale Gerechtigkeit, in unserer globalen Welt.

Tradition verpflichtet - und vor allem natürlich die der "sozialistischen Internationale". Aber - wir ahnen es schon - damit war es noch nie so richtig weit her. In Deutschland wurde und wird der Sozialismus lieber eher national gestaltet und auch das einst große sozialistische Bruderland, die Sowjetunion, war vor allem ein Franchise-Unternehmen für russische Hegemonialansprüche.

Global denkt das deutsche Linke heute vor allem wenn es glaubt sich aus etwas heraushalten zu können, z.B. aus unangenehmen, globalen, militärischen Aktionen die keine vorzeigbaren Arbeitsplätze abwerfen. Indem es die Apathie der Deutschen mit Pazifismus wachkitzelt und internationale Täter zu Opfern umoperiert, schafft es das Linke, vor nationalem Publikum, soziale globale Verantwortung zu simulieren.

Da wo es bis über beide Ohren schon mit drin steckt, denkt es lieber national, wie z.B. bei der, deutsche Arbeitsplätze sichernden, Produktion von global destruktiven Automobilen. Deshalb kauft die SPD jetzt ihren Kunden gleich die Autos, die sich vor kurzem keiner mehr leisten wollte. Die Linkspartei verbindet ihre nationale Nostalgie nach stabilen Verhältnissen von je her mit dem Duft von Braunkohlequalm, 2-Takter-Gemisch und dem 2/4tel-Takt einer "komme-was-wolle"-Industrie, die den fordistischen Alb-Traum nach dem Ebenbild ihres Anführers Honeckers gestaltete. Eher frontal, als im Profil, erinnert uns der Trabbi noch heute an das Antlitz dieses großen Sozialisten.

Autofahren IST Luxus - und global ungerecht! Daran würden selbst völlig emissionsfreie Autos nichts ändern. Heute gibt es weltweit etwa 1 Milliarde Autos. Nach dem Sozialverständnis der Linkspartei müssten es vier Milliarden sein. Der Ressourcen-Sog, der allein durch die Herstellung dieser zusätzlichen 3 Milliarden Autos entstünde, hätte verheerende globale Folgen. Aber keine Angst, Autofahrer! - die Linkspartei versteht sich nicht wirklich als die Partei der globalen sozialen Gerechtigkeit, sondern als Besitzstandwahrer der national sozial benachteiligten Massen. Und national ist das Autofahren ein desaströser Breitensport von dem selbst viele Menschen mit "schmalem Geldbeutel" nicht Abstand nehmen wollen.

Auffallend und typisch, an einem Artikel, wie dem der linken Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch, (www.linksfraktion.de/im-wortlaut/soll-auto-luxus-werden-nein), ist die völlige Visionslosigkeit, die mit ihrer nationalen Sozialrhetorik nur ganz dürftig ihren Zynismus übertüncht. Denn die "Benachteiligung", von der hier die Rede ist, ist eben eine nationale, bestenfalls eine europäische, keinesfalls aber eine globale. Dabei ist dieser verkürzte nationale Blick nicht nur eine Verhöhnung des internationalen Gedankens, sondern auch national fahrlässig, weil er die Folgen einer solchen Kurzsichtigkeit außer Acht lässt: Das Pendel unserer nationalen Rücksichtslosigkeit hat schon längst begonnen zu uns zurückzuschwingen, und das Linke in uns wird sich keine mildernden Umstände erflehen können, etwa mit dem Verweis auf fehlende passende Kontaktlinsen.

Das mit bürokratischer Verve betriebene Pochen auf einen Völkerrechts-Legalismus, das dürre Lieblings-Pflänzchen der Linken für vermeintlich sozialistische ehemalige Potentaten wie Slobodan Milosevic, würde selbst bei Autokraten dieser Machart (Hugo Chávez?) vergangene Steigbügelhalter-Dienste vergessen lassen, wenn es um die Verteilung von Ressourcen geht.

Die Partei der großen sozialen und internationalen Utopien, mit denen die Kommunisten einst die Welt veränderten, ist "die Linke" sicher nicht. Sie ist und bleibt ein Auffanglager für sozial benachteiligte Deutsche. Impulse für eine nachhaltige globale Zukunft sind von ihr nicht zu erwaten.